Das Angebot LESEFIEBER.dasfutter....
Montag, 11. Mai 2020
Liebe Leser*innen
Wir wünschen euch allen wieder einen guten Start in der Schule! Schön, dass ihr euch auf unserer Seite mit Lesefutter eingedeckt habt.
Ein herzliches Dankeschön geht an den lieben Herrn Franz Hohler, der uns freundlicherweise erlaubt hat seine tollen Geschichten und lustigen Gedichte hier wiederzugeben.
Wer noch mehr von ihm lesen möchte, geht am besten in die nächstgelegene Buchhandlung oder in die Bibliothek und besorgt sich eines seiner Bücher.
Mit den besten Wünschen für Gross und Klein
euer KJM Ostschweiz Team
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
Sonntag, 10. Mai 2020
Es war einmal ein Schrei
Der rief: "Herbei! Herbei!"
Doch sagt er nicht warum.
Den Leuten war's zu dumm
Sie kamen einfach nicht.
Hier endet das Gedicht.
Franz Hohler
PPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPP
Samstag, 9. Mai 2020
DER GRANITBLOCK IM KINO
Ein Granitblock aus einem öffentlichen Park hatte lange gespart und wollte mit seinem Geld ins Kino, und zwar hatte er von einem lustigen Film gehört, "Zwei Tanten auf Abenteuer". Er ging also an die Kasse und verlangte fünf Plätze. Zuerst wollte sie ihm die Kassiererin nicht geben, doch da sagte der Granitblock bloss "Oho", und schon hatte er die Billette. Er hatte erste Reihe gelöst, weil er seine Brille vergessen hatte.
Als sich der Granitblock auf seine fünf Plätze setzte, krachten gleich alle Armlehnen zusammen, und dann fing das Vorprogramm an. Der Granitblock schaute interessiert zu und bestellte in der Pause zehn Eiscremes, die er sofort hinunterschluckte.
Jetzt fing der Hauptfilm an, und der Granitblock amüsierte sich sehr. Da er an Humor nicht gewöhnt war, musste er schon über jede Kleinigkeit lachen, zum Beispiel wenn eine Tante zur anderen sagte: "Na, altes Haus?" Er schlug sich auf die Schenkel und lachte, dass das ganze Kino zitterte und die Leute durch die Notausgänge flüchteten.
Als dann eine Tante der anderen mit dem Schirm eins über den Kopf haute, war der Granitblock nicht mehr zu halten. Er hüpfte jaulend auf und liess sich auf seine Sessel plumpsen, die sogleich zusammenbrachen, und damit nicht genug, stürzte er durch den Boden des Kinos in einen Keller und konnte den Rest des Films nicht mehr ansehen.
Das Kino wurde vorübergehend geschlossen, der Granitblock musste mit einem Lastwagen in seinen Park zurückgebracht werden, und heute langweilen sich schon alle Spatzen, wenn er wieder mit seiner Geschichte von den Tanten kommt und kichernd erzählt, wie eine zur andern gesagt hat: "Na, altes Haus?"
Franz Hohler
QQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQ
Freitag, 8. Mai 2020
Es war einmal ein Fuchs
Der machte keinen Mucks.
Er lag so still im Gras
Dass sich ein dummer Has
Zum Ausruhn auf ihn setzte.
Das war dann auch das Letzte.
Franz Hohler
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR
Donnerstag, 7. Mai 2020
DIE REINIGUNG
In eine Wäscherei kam einmal ein Mann und brachte eine Hose, die einer gründlichen Reinigung bedurfte, denn sie war durch und durch schwarz vor Schmutz.
Als er sie wieder abholen wollte, reichte ihm die Verkäuferin eine Plastiktasche und sagte, mehr sei von der Hose nicht übriggeblieben.
"Die ist ja leer!", ja sagte der Mann.
"Ja", sagte die Verkäuferin, "dafür ist dieser entsetzliche Dreck weg."
"Da haben Sie recht", sagte der Mann, nahm die Tasche, bezahlte die Rechnung und ging.
Franz Hohler
SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS
Mittwoch, 6. Mai 2020
Es war einmal ein Blitz
Der machte einen Witz.
Er schlug bei Sonnenschein
In einen Wachhund ein.
Der wedelt mit dem Schwanz
Und sagt: "Ich heisse Franz."
Drauf sagte ihm der Blitz:
"Wie schön! Ich heisse Fritz."
Franz Hohler
TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT
Dienstag, 5. Mai 2020
DER TRAUM
Eine Frau wachte einmal nachts auf und hatte das Gefühl, etwas Wichtiges geträumt zu haben, nur wusste sie nicht mehr, was. In der nächsten Nacht ging es ihr ebenso, da dachte sie, vielleicht behalte sie es, wenn sie es gleich aufschreiben könne, und legte sich einen Notizblock mit einem Bleistift neben das Bett.
Als sie in dieser Nacht erwachte, schrieb sie etwas auf und schlief sofort wieder ein. Am Morgen griff sie voller Spannung nach dem Notizblock. Darauf stand:
2 + 2 = 5
Die Frau lachte, riss den Zettel ab und nahm ihn mit ins Büro. Dort heftete sie ihn mit einem Reissnagel über ihren Arbeitsplatz.
"Was ist das?" fragte ihr Vorgesetzter.
"Ein Traum", sagte die Frau.
"Also nehmen Sie es wieder ab", sagte ihr Vorgesetzter, "das ist ja falsch."
"Es ist zwar falsch, aber wahr", sagte die Frau.
"Entweder Sie oder der Zettel", sagte der Vorgesetzte.
"Dann gehen wir beide", sagte die Frau, steckte den Zettel sorgfältig in ihr Handtäschchen und ging.
Franz Hohler
UUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU
Montag, 4. Mai 2020
Es war einmal ein Berg
Der liebte einen Zwerg.
Der Zwerg war aus Davos
Ihm war der Berg zu gross.
Da floh der Berg voll Zorn
Und ging nach Romanshorn.
Er hinterliess ein Loch
Und Steine noch und noch.
Franz Hohler
VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV
Sonntag, 3. Mai 2020
DER GROSSE ZWERG
Es war einmal ein Zwerg, der war 1,89 m gross.
Franz Hohler
WWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWW
Samstag, 2. Mai 2020
Ich kenne einen Schäfer
Der hütet Siebenschläfer
Er ist stets ausgeruht
Und sagt, das gehe gut:
"Die Tiere sind sehr nett
Sie sind fast nur im Bett."
Franz Hohler
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Freitag, 1. Mai 2020
EIN SCHÖNER NACHMITTAG
Eine Badewanne und eine Hausapotheke hatten ihren freien Nachmittag und machten zusammen einen Spaziergang. Nach einer Weile wurden sie müde und beschlossen, in ein Café zu gehen, das sich in der Nähe befand. Sie setzten sich an einen Tisch, und die Hausapotheke bestellte zwei Tee mit Zitrone und für jedes einen Apfelkuchen. Den Tee fand die Badewanne nicht besonders gut, aber als sie den Apfelkuchen hinunterschluckte, war sie ganz begeistert und flüsterte der Hausapotheke etwas zu. Diese winkte dem Kellner und bestellte alle Apfelkuchen, die noch da waren. Als er sie gebracht hatte, schluckte die Badewanne einen nach dem andern hinunter, bis das ganze Tablett leer war.
"So", sagte sie zufrieden, "und jetzt gehen wir nach Hause."
Da kam der Kellner mit einer Rechnung für 2 Tee und 15 Apfelkuchen, aber weder die Hausapotheke noch die Badewanne hatte Geld.
"Dann", sagte der Kellner, "müssen Sie hierbleiben, bis die Rechnung bezahlt ist."
"Das kommt gar nicht infrage", sagte die Badewanne, zog ihre Dusche hervor, spritzte den Kellner von oben bis unten nass und liess sie so lange laufen, bis das ganze Café ein einziger See war und die Tische und Stühle im Wasser herumschwammen.
Dann gingen die Hausapotheke und die Badewanne nach Haue, und beide fanden, einen so schönen Nachmittag hätten sie schon lange nicht mehr gehabt.
Franz Hohler
YYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYY
Donnerstag, 30.April 2020
Am liebsten ass der Hamster Hugo
Spaghetti mit Tomatensugo.
Spinat versuchte er zu meiden
Erbsen konnte er nicht leiden
Aber ganz und gar nicht wohl
War es ihm beim Blumenkohl.
Franz Hohler
ZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZ
Mittwoch, 29. April 2020
DER VERKÄUFER UND DER ELCH
Kennt ihr das Sprichwort "dem Elch eine Gasmaske verkaufen"? Das sagt man im Norden von jemandem, der sehr tüchtig ist, und ich möchte jetzt erzählen, wie es zu diesem Sprichwort gekommen ist.
Es gab einmal einen Verkäufer, der war dafür berühmt, dass er allen alles verkaufen konnte. Er hatte schon einem Zahnarzt eine Zahnbürste verkauft, einem Bäcker ein Brot und einem Obstbauern eine Kiste Äpfel.
"Ein wirklich guter Verkäufer bist du aber erst", sagten seine Freunde zu ihm, "wenn du einem Elch eine Gasmaske verkaufst." Da ging der Verkäufer so weit nach Norden, bis er in einen Wald kam, in dem nur Elche wohnten.
"Guten Tag", sagte er zum ersten Elch, den er traf, "Sie brauchen bestimmt eine Gasmaske."
"Wozu?", fragte der Elch. "Die Luft ist gut hier."
"Alle haben heutzutage eine Gasmaske", sagte der Verkäufer.
"Es tut mir leid", sagte der Elch, "aber ich brauche keine."
"Warten Sie nur", sagte der Verkäufer, "Sie brauchen schon noch eine." Und wenig später begann er mitten in dem Wald, in dem nur Elche wohnten, eine Fabrik zu bauen.
"Bist du wahnsinnig?", fragten seine Freunde.
"Nein", sagte er, "ich will nur dem Elch eine Gasmaske verkaufen."
Als die Fabrik fertig war, stiegen so viel giftige Abgase aus dem Schornstein, dass der Elch bald zum Verkäufer kam und zu ihm sagte: "Jetzt brauche ich eine Gasmaske."
"Das habe ich gedacht", sagte der Verkäufer und verkaufte ihm sofort eine. "Qualitätsware!", sagte er lustig.
"Die andern Elche", sagte der Elch, "brauchen jetzt auch Gasmasken. Hast du noch mehr?" (Elche kennen die Höflichkeitsform mit "Sie" nicht.)
"Da habt ihr Glück", sagte der Verkäufer, "ich habe noch Tausende."
"Übrigens", fragte der Elch, "was machst du in deiner Fabrik?"
"Gasmasken", sagte der Verkäufer.
Franz Hohler
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Dienstag, 28. April 2020
Eine ziemlich junge Fliege
Verliebte sich in eine Ziege.
"Daraus wird nichts", sagt ihr die Tante
Die das Leben besser kannte.
"Macht nichts, mir ist, ich weiss nicht, wie -
Ich denke einfach gern an sie."
Franz Hohler
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Montag, 27. April 2020
DIE KREIDE UND DER SCHWAMM
Eine Kreide begann langsam einen Satz an die Wandtafel zu schreiben:
"Etwas vom Wichtigsten auf der Welt ist -"
"Na?", sagte der Schwamm, der sich tropfend näherte.
"- der Schwamm", schrieb die Kreide schnell.
"Na also", sagte der Schwamm und liess sich zufrieden in seine Schale unter der Tafel sinken.
Franz Hohler
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Sonntag, 26. April 2020
Ein Vogel namens Klaus
Traf eine Fledermaus.
Ihr Flug hat ihn erstaunt.
Er hat ihr zugeraunt:
"Wir Vögel brauchen Federn
Und du brauchst nur zu fledern."
Franz Hohler
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Samstag, 25. April 2020
DIE KREIDE
Als man das Schulhaus umbaute, wurden die Wandtafel, der Schwamm und die Kreide in einen Abfallcontainer geworfen.
Dabei fiel die Kreide vom Rand hinunter und brach entzwei. Mit ihrem vorderen Stück begann sie langsam auf die Strasse zu schreiben: "Das Wichtigste im Leben ist -"
"Na?", rief der Schwamm von oben.
"-die Freude", schrieb die Kreide und setzte noch ein Ausrufezeichen dahinter. Und noch eins, und noch eins, und noch eins!
Franz Hohler
ççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççççç
Freitag, 24. April 2020
Es war einmal ein Igel
Dem wuchsen plötzlich Flügel.
Er flog, ihr glaubt es kaum
Auf einen Tannenbaum.
Dort hüpft er auf und nieder
Und singt die schönsten Lieder.
Nur morgens beim Erwacheln
Da spürt er seine Stacheln.
Franz Hohler
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Donnerstag, 23. April 2020
DIE SCHÖPFUNG
Am Anfang war nichts ausser Gott.
Eines Tages bekam er eine Gemüsekiste voller Erbsen. Er fragte sich, woher sie kommen könnte, denn er kannte niemanden ausser sich.
Er traute der Sache nicht ganz und liess die Kiste einfach stehen oder eher schweben.
Nach sieben Tagen zerplatzten die Hülsen, und die Erbsenkugeln schossen mit grosser Gewalt ins Nichts hinaus.
Oft blieben dieselben Erbsen, die in einer Hülse gewesen waren, zusammen und umkreisten sich gegenseitig.
Sie begannen zu wachsen und zu leuchten, und so wurde aus dem Nichts das Weltall.
Gott wunderte sich sehr darüber. Auf einer der Erbsen entwickelten sich später Lebewesen, darunter auch Menschen, die ihn kannten. Sie schrieben ihm die Erschaffung des Weltalls zu und verehrten ihn dafür.
Gott wehrte sich nicht dagegen, aber er grübelt bis heute darüber nach, wer zum Teufel ihm die Kiste mit den Erbsen geschickt haben könnte.
Franz Hohler
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Mittwoch, 22. April 2020
Ein Vogel namens Peter
Kam immer etwas später.
War abgemacht, um elf
Da kam er erst um zwölf.
War abgemacht, um zwei
Erschien er erst um drei.
War abgemacht, um vier
Da war er noch nicht hier.
Am schlimmsten war's um neun
Da liess er's einfach sein.
Franz Hohler
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Dienstag, 21. April 2020
EIN SELTENER VOGEL
Ein Nachtwächter fuhr nachts um zwölf mit dem Fahrrad über einen Fabrikhof. Auf einmal bremste er und hielt an,denn er traute seinen Ohren nicht. Was war das für ein wunderschöner Vogelgesang? Es tönte, als ob eine verzauberte Prinzessin auf der Zinne eines Schlosses Flöte spielte.
Er blieb eine Weile stehen und hörte zu. Sofort wusste er, dass das nur eine Nachtigall sein konnte. Er hatte zwar noch nie eine gehört, aber kürzlich hatte er im Fernsehen einen Film über diese seltenen Vögel gesehen. Nun zündete er mit seiner starken Taschenlampe überall in die Höhe und schliesslich entdeckte er die kleine Sängerin zuoberst auf dem Fabrikschlot.
Er kletterte die Metallsprossen des Kamins hoch, bis er oben war. Der Vogel blickte ihn erstaunt an und hörte auf zu singen. "Hallo", flüsterte der Nachtwächter, "ich wollte nur sagen, wie schön es ist, wenn du singst."
"Danke", sagte die Nachtigall und sang nochmals eine kleine Melodie.
"Bist du morgen wieder da?", fragte der Nachtwächter.
"Nein", antwortete die Nachtigall, "ich bin sonst immer in den Wäldern am Flussufer, aber heute hat es mich in die Stadt gezogen."
"Schade", sagte der Nachtwächter, "ich würde dich gern wieder hören."
"Dann komm halt mit", sagte die Nachtigall.
Wenig später wunderten sich zwei Streifenpolizisten ausserordentlich, als sie einen Nachtwächter daher radeln sahen, von dessen Schulter eine Nachtigall flötete.
Am andern Abend wunderten sich die Einsatzleiter in der Nachtwächterzentrale noch mehr, als sich der Wächter Arnold, der sonst immer pünktlich war, nicht zum Dienst meldete. Sie riefen ihn zu Hause an, aber niemand nahm das Telefon ab, weder an diesem Abend noch am nächsten oder am übernächsten, und nie wieder hörte jemand etwas von ihm.
Übers Jahr jedoch berichteten Leute, welche die Vögel beobachteten, etwas Eigenartiges. Unter den Nachtigallen am Flussufer, sagten sie, hätten sie welche gesehen, die hätten die Farbe einer Uniform, trügen auf ihrem Kopf ein winziges Mützchen, und sie sängen besonders schön.
Franz Hohler
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¨Montag, 20. April 2020
Es war einmal ein Bär
Der fand, er sei zu schwer.
Er nahm sich vor zu fasten
Und ging zum Vorratskasten.
Er brummte: "Das muss weg
Sonst hat es keinen Zweck."
Es schmeckt ihm alles sehr.
Jetzt wiegt er etwas mehr.
Franz Hohler
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Sonntag, 19. April 2020
DAS BLATT
Eine Ameise schleppt mit Mühe ein Blatt von weither zu ihrem Ameisenhaufen.
Wie sinnlos, denkst du, direkt beim Ameisenhaufen ist der Boden doch voll von solchen Blättern.
Was du nicht weisst: dieses Blatt ist ein Liebesbrief, den die Ameise einer andern bringt, und würde sie einfach neben dem Haufen ein Blatt auflesen, wäre es kein Liebesbrief, denn die wirkliche Liebe kommt von weither.
Franz Hohler
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Samstag, 18. April 2020
Ich kannte einen Otter
Der liebte "Harry Potter".
Er las den ganzen Tag
Wenn er im Wasser lag.
Statt einen Fisch zu jagen
Las er mit leerem Magen.
Er hungerte - und wie!
Drum starb er viel zu früh.
Was war sein letzter Wille?
Schenkt mir doch eine Brille!
Franz Hohler
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Freitag, 17. April 2020
DER BRIEFKASTEN
"Ich möchte gern ein Rennrad sein", sagte der Briefkasten zum Gartentor, "und durch weite Ebenen flitzen und hohe Pässe bezwingen."
"Du mit deinen Wünschen", krächzte das Gartentor, "dabei entsprichst du nicht einmal den neuen Vorschriften der Post."
"Wünschen kann man immer", sagte der Briefkasten nur und schluckte weiterhin Rechnungen, Zeitschriften, Prospekte und Postkarten.
Wenig später wurde er abgeschraubt und durch einen neuen ersetzt. Man schmolz ihn ein, und zusammen mit alten Metallstühlen, zerrissenen Drahtgittern und krummen Schraubenziehern wurde er zu Leichtstahl verarbeitet, kam in eine Rennradfabrik, und bald darauf flitzte er durch weite Ebenen, bezwang hohe Pässe und konnte kaum glauben, dass er jahrelang am selben Ort gestanden hatte und jeden Tag an der Post fast erstickt war.
Franz Hohler
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Donnerstag, 16. April 2020
Es war einmal ein Gnu
Das kauft sich einen Schuh.
Der Schuh war ihm zu klein
Es gab ihn einem Schwein.
Das Schwein sagt: "Vielen Dank!"
Und stellt ihn in den Schrank.
Vier Schuhe wär'n ihm lieber
Doch spricht es nicht darüber.
Franz Hohler
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Mittwoch, 15. April 2020
DAS HUHN AUF DER FUNKAUSSTELLUNG
Ein Huhn wollte schon lange zur Funkausstellung, weil es sich für Technik interessierte. Seine grosse Leidenschaft waren Fernbedienungsgeräte. "Du pickst mit dem Schnabel drauf, und schon hast du die Welt im Hühnerhof", pflegte es zu sagen. Die anderen Hühner lachten es aus, aber als es im Taschenradio seines Meisters hörte, die diesjährige Funkausstellung sei eröffnet, beschloss es hinzugehen, flatterte über den Maschenzaun und machte sich auf den Weg.
Es fuhr mit der S-Bahn zum Messegelände. Dort folgte es einfach den Menschenmassen, und schon war es in der Funkausstellung, die es im Schatten einer Schulklasse unbemerkt betrat. Was gab es da nicht alles zu sehen! Nachrichtensatelliten waren hier ebenso ausgestellt wie Radios, Videorekorder, Fernseher und Lautsprecher. Überall standen Musiker oder Sängerinnen mit einem Mikrofon in der Hand, und was sie spielten, wurde auf Bildschirmen übertragen, die zum Teil so gross waren wie ein Hühnerstall. Beeindruckt lief das Huhn durch alle Hallen, ging Treppen hoch und hinunter und guckte sich überall um, aber soviel es sich auch umschaute, nirgends sah es ein Fernbedienungsgerät.
Dafür merkte es plötzlich, dass es unbedingt etwas Bestimmtes tun musste. Zuerst versuchte das Huhn, es noch eine Weile zurückzuhalten, dann konnte es plötzlich nicht mehr anders, rannte in eine Nische, wo ein paar Tische standen, versteckte sich unter einem der Tische und legte ein Ei.
An den Tischen aber fand gerade eine Fernsehdiskussion statt, in der sich verschiedene Männer und Frauen darüber unterhielten, ob Funk und Fernsehen noch eine Zukunft hätten, und wenn ja, welche. Als der Moderator sah, was passiert war, nahm er das Ei und sagte: " Schaut mal, da hat ein Huhn ein Ei gelegt!" Die Leute konnten das fast nicht glauben. Das Huhn aber dachte: "So eine Gelegenheit kommt nicht wieder!", und hüpfte stolz auf den Tisch, um sich zu zeigen.
Es gab einen grossen Auflauf. Sofort waren die Fotografen da, und es wollten so viele Menschen das Huhn sehen, dass die Fernsehdiskussion abgebrochen werden musste. An diesem Tag sprachen die Leute auf der Funkausstellung nicht mehr vom neuen Breitformatfernsehen oder von Handys, auf die man Filme laden konnte, sondern einzig und allein davon, dass ein Huhn ein Ei gelegt hatte.
"Seht ihr", sagte das Huhn am nächsten Morgen zu den anderen Hühnern, als es die Bilder von sich und seinem Ei in der Zeitung sah, "wenn die Welt nicht in den Hühnerhof kommt, muss eben der Hühnerhof in die Welt."
Danach pickte es mit dem Schnabel auf das Fernbedienungsgerät, das es geschenkt bekommen hatte, und zur Musik, die jetzt durch den ganzen Hühnerhof dröhnte, tanzten alle Hühner fröhlich gackernd Rock'n'Roll.
Franz Hohler
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Dienstag, 14. April 2020
Stell dir vor
Es gibt ein Ohr
Fast so gross
Wie ein Floss
Es schwimmt im Meer
Und schaukelt sehr
Hört Kometen
Wie Trompeten
Hört die Sterne
In der Ferne
Hört den Mond
Am Himmel laufen
Hört des Nachts
Das Weltall schnaufen.
Franz Hohler
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Ostermontag, 13. April 2020
DER PRESSLUFTBOHRER UND DAS EI
Ein Pressluftbohrer und ein Ei stritten sich einmal, wer von ihnen der Stärkere sei.
"Natürlich ich!", behauptete der Pressluftbohrer.
"Ha", krächzte das Ei, "ich bin viel stärker!"
Der Pressluftbohrer zuckte überlegen die Achseln: "Wie du meinst.
Ich bohre dich in tausend Stücke."
"Und ich schlage dir den Schädel ein!", quietschte das Ei.
"Ei, du dummes Ding", sagte der Pressluftbohrer und schüttelte den Kopf, "wie soll das zugehen?"
"Wirst schon sehen", prahlte das Ei und warf sich in die Brust.
"Ich brauche nur den kleinen Finger zu rühren", lachte der Pressluftbohrer.
"Ich mache dich mit meinem Dotter zu Brei!", krähte das Ei und trat kampflustig von einem Bein aufs andere.
Da ward es dem Pressluftbohrer zu dumm, und er bohrte, wie er schon zu Beginn betont hatte, das Ei in tausend Stücke.
Franz Hohler
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Ostersonntag, 12. April 2020
Es war einmal ein Huhn
Das hatte nichts zu tun.
Da sagte ihm Frau Meier:
"Komm, leg mir doch zwei Eier!"
Da ging das Huhn ins Klo
Und sagte laut: "So, so!"
Die Eier legt es munter
Und spült sie dann hinunter.
Franz Hohler
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Samstag, 11. April 2020
DER TRAGISCHE TAUSENDFÜSSLER
Der alte Tausendfüssler sass vor seiner Höhle und wollte endlich einmal seine Füsse zählen. Sein ganzes Leben lang hatte er das schon vorgehabt, aber immer war ihm irgendetwas dazwischengekommen. Jetzt hatte er endlich ein bisschen Zeit und begann seine Füsse zu zählen.
Aber das Tausendfüsslerleben ist hart. Als er beim 218ten Fuss war, musste er sich mit einem Sprung vor einer Haubenmeise in die Höhle retten.
Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn wie jeder weiss, sind Haubenmeisen vegetarisch gesinnt.
So musste der alte Tausendfüssler ärgerlich von Neuem mit Zählen beginnen und kam bis 432, da juckte es ihn am 810ten Fuss so fürchterlich, dass er sich mit dem folgenden Dutzend daran kratzte, was ihn so verwirrte , dass er noch mal von vorn anfangen musste.
Diesmal kam er bis 511, da brachte ihm seine Frau die Schuhmacherrechnung. Wütend schmiss er das Papier zu Boden, trat es mit Füssen und ging dann wieder vor die Höhle, entschlossen, sich durch nichts mehr stören zu lassen.
Als ihn die Haubenmeise frass (irrtümlich, das ist ja das Tragische), war er erst bei 203, und so hat er nie erfahren, wie viel Füsse er eigentlich hatte.
Lasset uns beten.
Franz Hohler
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Freitag, 10. April 2020
"Ich bin so gross, ich bin so schwer-
Ach, wenn ich doch ein Vogel wär!"
So rief das Nashorn einmal aus
Und blieb dann wie bisher zu Haus.
Franz Hohler
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Donnerstag, 9. April 2020
DIE KRANKEN SCHWESTERN
In einem Dorf, in welchem es weder einen Arzt noch ein Spital gab, wurden vor langer Zeit zwei Schwestern gleichzeitig krank, und da sie keine Angehörigen mehr hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich gegenseitig zu pflegen. An einem Tag machte zum Beispiel die erste den Tee und die zweite die Umschläge, und am nächsten Tag umgekehrt. Sie wurden zwar nicht richtig gesund, blieben aber doch am Leben.
Später wurde ein Bauer im Dorf krank, und niemand wusste, was ihm fehlte. Fragt doch die kranken Schwestern, sagte plötzlich der Schmied. Darauf holte man die kranken Schwestern zu diesem Bauern, und sie blieben bei ihm und machten ihm Tee und Umschläge, und schon nach kurzer Zeit war er wieder gesund und konnte aufs Feld gehen.
Von jetzt an fragte man immer, wenn jemand im Dorf krank wurde, die kranken Schwestern um Hilfe, und sie kamen und pflegten die Kranken. Das gab ihnen so viel zu tun, dass sie gar nicht mehr merkten, dass sie eigentlich krank waren, und ihr Ruf verbreitete sich so weit, dass man die Frauen, welche die Kranken pflegen , noch heute die Krankenschwestern nennt, obwohl sie weder Schwestern noch krank sind, wenigstens die allermeisten von ihnen.
Franz Hohler
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Mittwoch, 8. April 2020
DER KÖNIG, GANZ FÜR SICH
Ein König zog sich einmal nach dem Essen in sein hinterstes Zimmer zurück, schloss die Türen ab, machte die Läden des grossen Fensters zu, und als er sich versichert hatte, dass er wirklich allein war, lockerte er seinen Gürtel, liess die Hosen herunter und machte einen grossen Furz.
Da hatte er aber Pech. Ich stand nämlich am kleinen Fenster und habe alles gesehen und erzähle es euch jetzt.
Franz Hohler